„Warhaftige Abcontrafactur der Hochloblichen und Weitberuhmten alte See- und Hensestadt Rostock, Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk

Die Vicke-Schorler-Rolle ist ein einzigartiges kulturhistorisches Zeugnis und wird im Stadtarchiv bewahrt. Schöpfer ist der Rostocker Krämer und Stadtchronist Vicke Schorler (um 1560 – 1625). Als er sein Werk begann, war er 18 Jahre alt. Schorler arbeitete neun Jahre von 1578 bis 1586 an der Ansicht seiner Stadt und ihrer Umgebung.

Inschrift mit der Datierung des Arbeitsbeginns.

Die 18,68 Meter lange und 60 Zentimeter breite Rolle besteht aus mehr als 126 zusammen-geklebten Blättern aus Papier. Mit Lineal und Zirkel entwarf Schorler das Bild der Stadt. Zum Zeichnen dienten ihm Tinte und Farben.

Vicke Schorler beginnt seinen Weg entlang der Warnow in Warnemünde und zeigt auch die Dörfer zwischen der Flussmündung und der Stadt.

Die Stadt selbst steht im Zentrum der Darstellung. In der oberen Reihe sind die wichtigsten und schönsten Gebäude, die Kirchen, das Rathaus, die Marktplätze sowie zahlreiche Giebelhäuser zu sehen.

Im Zentrum Rostocks stellt Vicke Schorler das mittelalterliche Rathaus oben, der Sitz des Rates, dar.

Kleiner Gebäude, die Tore und Teile der Stadtmauer folgen in der Reihe darunter. Die Warnow mit den zahlreichen Schiffen auf dem Fluss und im Hafen und die Nebel binden die Darstellung zusammen.

Die Ansicht Rostocks ist voller Details: Brunnen, Mühlen, Fuhrwerke, Wasserträger oder Studenten. Auf dem Neuen Markt ist ein Markttag zu sehen. Südlich der Stadt folgen Dörfer wie Kessin oder Lüssow, die Stadt Schwaan, die fürstliche Residenz Güstrow und die Stadt Bützow.

Südlich von Rostock liegt Güstrow. Das Bild ist die älteste Darstellung der Stadt.

Für 150 Gulden kaufte der Rostocker Rat 1792 die damals auf Leinen aufgeklebte Bildrolle von der Ratsfamilie Nettelbladt. 1851 wurde sie auf Karton aufgezogen, um sie zu schützen. 1937/38 erfolgte eine stümperhafte Restaurierung. Dem breiten Publikum wurde die Stadtansicht erst 1961 nach der Veröffentlichung bekannt.